themottaffs.de
eine virtuelle Band


Wenn ein internationaler männlicher Star im Hotel der Stadt abgestiegen ist, sieht man Heerscharen von weiblichen Teenagern in der Lobby, die verzweifelt versuchen, dem Idol näher zu kommen. Erwachsene Beobachter nehmen dies häufig nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis: Weiß denn das Mädchen nicht, dass es niemals die Freundin des Mannes auf der Bühne werden kann? Weiß es denn nicht, dass sie nur eine unter so vielen ist, dass er sich ihres Gesichts niemals erinnern wird?

fotografiert von Thomas SchulzeDie Antwort ist: Sie weiß es! – die jüngeren Fans ahnen es vielleicht nur intuitiv, von den älteren kann man es im Gespräch erfahren. Es geht gar nicht darum, den Musiker zu heiraten. Es geht darum, Verhaltensweisen und Gefühle zu trainieren, um im realen Leben für den realen Menschen gegenüber vorbereitet zu sein. Der Star ist nur ein Objekt, eine Projektionsfläche für diese Gefühle, ein quasi virtuelles Ziel.

Doch halt: Ist nicht der Star – die Boy-Group – der aktiv handelnde Part dieser Beziehung? Er macht doch Musik, eine Bühnenshow, Interviews. Die Fans stehen doch nur da und schlucken kritiklos, was ihnen vorgesetzt wird. Haben wir Erwachsenen nicht oft Mitleid mit den Teenagern, die dem Produzenten-Konsumenten-Schema der Mediengesellschaft scheinbar so leicht auf den Leim gegangen sind und nun nichts anderes mehr zu tun vermögen als sich in ihrer Passivität gefangen in ein fremdes Leben hineinzuträumen?

Die Idole, die von unseren Massenmedien hervorgebracht werden, sind genauso passiv wie die hölzernen und steinernen Idole unserer Vorfahren. Und heute wie damals bestimmen wir selbst, auf welche Weise wir ihnen dienen.

Das Verhältnis zwischen Produzent und Konsument weicht an dieser Stelle auf. Die Konsumenten bestimmen durch ihr Rezeptionsverhalten, was produziert wird. Und auch die Randerscheinungen eines Starlebens (Heirat, Liebschaft, Scheidung, Drogenmissbrauch, etc.) werden nur entsprechend gewürdigt, wenn sie in das von uns gepflegte Bild dieses Menschen passen. In der Populärkultur unserer Jahr gibt es genug Beispiele, wo objektive Fakten ignoriert wurden, weil sie nicht in das Bild passten.

fotografiert von Thomas Schulze

Überspitzt formuliert könnte man vom basisdemokratischen Moment in der absolutistisch scheinenden Idolverehrung der Pop-Kultur sprechen.

Diesen Überlegungen folgend ist eine reale Hintergrundgeschichte einer falschen völlig gleichwertig. Auf die Spitze getrieben können wir uns einen Pop-Star vorstellen, der nicht nur einen völlig falschen Hintergrund hat sondern gar nicht real existiert. Natürlich muss (bei unserem technischen Stand) ein wirklicher Mensch auf der Bühne stehen; aber schon heute hat dieser oft genug nichts mit der Musik zu tun, die er angeblich – aus seinem Leben gegriffen – komponiert haben und singen soll.

In diesem Projekt diente die kanadische Band the Moffatts als Vorbild und Inspiration, was in keiner Weise als Vorwurf ihrer Praxis verstanden werden soll. Vielmehr ist es eine „Humorage" an sie, da nun mal, um die virtuelle Band des Projektes mit Leben zu füllen, auf reales Material zurückgegriffen werden musste.

Rede zur Projektvorstellung und Ausstellungseröffnung
am 01.12.2001 im Internetcafé le bit

fotografiert von Thomas SchulzeFotos (7) von Thomas Schulze
von links nach rechts:

Johannes Kaulfuß - Bob
Sascha Glathe - Clint
Fabian W. Williges - Projektleiter
Michael Mahne - Geschäftsführer le bit
Glenn Fischer - Umsetzung
Sebastian Zahn - Scott
Micha Szczecinski - Dave

Internetcafé le bit
Ludwig-Erhard-Str. 2/4
04315 Leipzig
(03 41) 9 98 20 20
http://www.le-bit.de
cafe@le-bit.de

the mottaffs
kommen nach Leipzig!

Dem Internetcafé le bit ist es gelungen, die vier amerikanischen Brüder für einen ganz besonderen Auftritt nach Leipzig zu holen: Am Samstag, den 01.12.2001, gibt die bekannte Band im le bit eine Autogrammstunde, bei der die Fans ihre Idole hautnah erleben können. Lieder wie „I'll be there for you“, „If life is so short“ und „Bang Bang Boom“ klingen vielen noch im Ohr. Danach wird Scott Mottaffs Solo-Projekt vorgestellt, das sich deutlich ruhiger und erwachsener ausnimmt und in der alten Singer-Songwriter-Tradition steht.

Die Jungs verbindet übrigens schon seit geraumer Zeit ein freundschaftliches Verhältnis mit dem le bit Team. Über das Internet und via E-Mail ist der Kontakt aufgenommen worden, bei den letzten Deutschland Aufenthalten vertieft; nun soll es endlich diesen gemeinsamen Event geben.

Das Café zeigt aus diesem Anlass Arbeiten, die bei vorherigen Zusammentreffen der Musiker mit dem Kunstfotografen Fabian W. Williges entstanden. Sowohl Farb- als auch s/w-Photographien zeigen die Mottaffs in Studioatmosphäre, beim Stadtbummel durch Leipzig und ganz privat beim Pizzaessen. Williges, dessen Ausstellungen bereits mehrfach im le bit zu sehen waren, hat ein feines Gespür entwickelt, die Musik und das Lebensgefühl der Geschwister im Bild festzuhalten.

Die Veranstaltung beginnt mit einem Sekt-Empfang und Buffet um 19.00 Uhr.
Der Eintritt ist selbstverständlich frei.

Presseerklärung als Teil des Projektes
an alle regionalen Tageszeitungen, Monatsmagazine und Radiosender

fotografiert von Thomas Schulzefotografiert von Thomas Schulze
fotografiert von Thomas Schulzefotografiert von Thomas Schulze

Lesen Sie über das Wachsen und Werden des Projekts von der Idee, über die ersten Fotos, das Verbot der Domain bis hin zur Ausstellungseröffnung in unserem Projekt-Tagebuch.

Zu Anschauungszwecken hier ein Spiegel der ursprünglichen Projekt-Homepage. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass diese Seite keinen Werbezwecken oder sonstigen kommerziellen Interessen dient.

Alle Rechte liegen bei Fabian W. Williges, Leipzig 2001
http://fabianwilliges.de    main@fabianwilliges.de